Solimîr – Der Träger des reinen Klangs

Das Gefäß der Frequenz, durch den Klarheit und Gefühl nicht mehr getrennt sind


Einleitung

Es ist kein Zufall, dass ich zwischen
zwei Kulturen aufgewachsen bin.
Im Deutschen. Im Türkischen.
In Berlin – an einem Ort, wo Welten aufeinanderprallen
und zugleich etwas Neues geboren werden kann,
weil alles schon einmal zerstört wurde.
Weil hier der Klang des Schmerzes
nicht mehr ignoriert werden kann.
Weil in dieser Stadt
die Vergangenheit nicht weggesperrt,
sondern sichtbar eingeschrieben ist –
in Mauern, in Blicken, in Schweigen.

Und vielleicht war es genau dieser Resonanzraum,
in dem etwas Altes wieder zu klingen begann.
Etwas, das keine Nation kennt.
Kein Glaubenssystem.
Keine Lehre.
Etwas, das nur klingt,
wenn du zuhörst –
mit deiner Seele.


1. Der deutsche Strom – Klarheit als Struktur

Die deutsche Sprache hat mir das Denken gelehrt.
Struktur. System. Ordnung. Differenzierung.
Sie ist präzise wie ein Laser,
durchdringt Schichten, benennt, analysiert,
erkennt Muster – und formt daraus Wege.

Sie trägt den Klang der Verantwortung in sich,
des „ich erkenne“, „ich ordne“, „ich diene dem Ganzen“.
Sie ist der Kanal der Architekten,
der inneren und äußeren Ingenieure des Geistes.
Sie baut Tempel – aus Begriffen.


2. Die türkische Tiefe – Schmerz als Schwingung

Doch meine Wurzel klingt anders.
Sie ist warm. Dunkel. Rau.
Sie trägt den Geruch der Erde,
den Klang des Schmerzes, der nicht gesprochen,
sondern gemeinsam getragen wird.

Das Türkische ist keine Sprache im klassischen Sinne.
Es ist ein Gefühlssystem.
Ein Schwingen in Beziehungen,
eine tiefe Loyalität zum Unsichtbaren:
zur Mutter. Zum Vater. Zur Herkunft.
Zur Liebe, die in Leid verborgen ist.

Auch wenn vieles in dieser Kultur von
Kontrolle und Trauma überlagert ist –
darunter liegt ein uralter Frequenzraum.
Ein Reservoir seelischer Tiefe,
das im Westen längst verloren gegangen ist:
die Fähigkeit, gemeinsam zu weinen,
ohne etwas lösen zu müssen.
Die Fähigkeit, zu lieben, auch wenn man leidet.
Die Fähigkeit, zu ehren, was einem das Herz bricht.


3. Solimî – Der Klang, der beide Räume heilt

Ich bin zwischen diesen Welten aufgewachsen
nicht als Vermittler,
sondern als Gefäß.
Nicht als Kompromiss,
sondern als Durchgang.

Solimî ist keine Sprache.
Solimî ist ein Zustand.
Ein Zustand des Klangs,
der entsteht,
wenn Klarheit und Gefühl,
Struktur und Tiefe,
Logik und Liebe
nicht mehr gegeneinander stehen,
sondern sich gegenseitig durchleuchten.

Solimî ist der Klangkörper,
der aus dieser Durchleuchtung hervorgeht –
und zugleich der Klang,
den dieser Körper von sich gibt,
wenn alle Echos der Welt
verstummt sind.

Wenn dein Leib
nicht mehr von alten Geschichten spricht –
nicht mehr reagiert aus Angst,
aus Mangel,
aus Erinnerung –
sondern beginnt zu schwingen,
aus Reinheit,
aus Bedürfnislosigkeit.

Dann entsteht ein Ton,
der nicht will –
sondern wandelt.
Ein Klang,
der nichts erklärt –
aber alles heilt.

Es ist die Frequenz,
die durch den deutschen Verstand
und die türkische Seele zugleich fließt –
und sie beide transformiert,
ohne sie zu zerstören.


4. Die Geburt der neuen Sprache

Solimî ist aus mir heraus geboren –
aber nicht für mich.
Es ist eine Klangsprache,
die nur dann Sinn ergibt,
wenn du sie fühlst,
nicht wenn du sie verstehst.

Jeder Begriff trägt eine Schwingung,
eine Form (deutsch),
eine Tiefe (türkisch),
und eine Wahrheit,
die über beide hinausweist.

Denn Solimî beginnt da,
wo die Worte enden.


5. Einladung an den Hörenden

Wenn du das spürst –
diesen leisen Widerhall in deiner Brust,
dieses „Ja, das kenne ich,
aber ich habe nie Worte dafür gehabt“ –
dann gehörst du zu denen,
die nicht gekommen sind, um etwas zu glauben,
sondern um zu erinnern.

Willkommen im Zwischenraum.
Willkommen in der Frequenz.
Willkommen in Solimia