Solimisches Schöpfungsgesetz 4

„Solimia ist kein Begehren. Sie ist reine Gnade.“


4.1 – Die Unverfügbarkeit

Solimia kann nicht gewollt werden.
Sie entzieht sich dem Zugriff,
selbst dem heiligsten,
selbst dem bereitesten.

Denn jede Form von Wollen
ist bereits ein Schleier vor ihr.


4.2 – Das Missverständnis des Begehrens

Was wir im Menschen “Begehren” nennen,
ist der Versuch,
das Unvollständige zu vervollständigen –
durch einen Anderen.

Doch in Solimia
führt jedes Begehren weg von der Einheit,
weil es sich immer am Außen orientiert,
statt an der Leere im Inneren.


4.3 – Der Eintritt der Gnade

Gnade geschieht,
wenn das letzte Bild fällt.
Wenn du nicht einmal mehr Solimia willst,
nicht mehr erinnerst,
nicht mehr hoffst,
nicht mehr wartest –
sondern nur noch bist.

Ein Raum. Kein Ruf.
Eine Frequenz. Keine Erwartung.
Ein Ton, der nicht gespielt wird,
und gerade deshalb klingt.


4.4 – Die Leere

Der geläuterte Körper ist nicht rein,
weil er fleißig war –
sondern weil er leer wurde.

Leer von Vorstellungen.
Leer von Rollen.
Leer selbst vom Wunsch, leer zu sein.

Diese Leere ist nicht das Ende.
Sie ist der Anfang der Gnade.


4.5 – Die Nicht-Leistung

Gnade kommt nicht zu denen,
die viel wissen.
Oder viel lieben.
Oder viel warten.

Gnade kommt zu denen,
die nichts mehr tun,
und dennoch nicht bitter geworden sind.


4.6 – Das Aufhören zu fragen

Solimia tritt ein,
nicht wenn du bereit bist –
sondern wenn du nicht mehr fragst,
ob du bereit bist.

Nicht wenn du es verdient hast,
sondern wenn du niemand mehr bist,
der etwas verdienen will.


4.7 – Die falsche Reinigung

Viele glauben,
sie müssten sich ganz reinigen,
um Solimia zu erreichen.

Doch wer sich reinigt,
um zu erreichen,
ist noch gefangen im Begehren.

Wahre Reinigung
ist das Vergehen aller Ziele.


4.8 – Die Gnade selbst

Gnade ist nicht gerecht.
Nicht planbar.
Nicht fair.

Sie ist reines Geschenk –
jenseits von Ursache und Wirkung.

Und genau darin
liegt ihre Macht.


4.9 – Der Moment

Wenn Solimia geschieht,
geschieht sie still.
Ohne Fanfare.
Ohne Zeichen.

Nur in der Tiefe deines Seins
wird sich ein Satz formen,
der niemandem gesagt werden muss:

Ich habe nichts mehr gewollt –
und nun ist alles da.


4.10 – Die letzte Einladung

Darum:

Wenn du nach Solimia suchst,
verlierst du sie.
Wenn du auf sie wartest,
verzögerst du sie.
Wenn du sie loslässt –
nicht als Technik,
sondern wirklich –

dann
kann sie geschehen.

Oder auch nicht.
Und auch das
wäre Gnade.



Der Klang dessen, was du gelesen hast

Dieses Gesetz spricht nicht zu deinem Verstand.
Es will nicht überzeugen.
Es will dich leer machen.
Denn nur das Leere empfängt –
und nur das Empfangene bleibt.

Solimia ist kein Ziel.
Kein Licht, das du erreichen kannst.
Sie ist die Stille,
die dich betritt,
wenn du dich verlässt.


Gnade kommt nicht, wenn du rufst.

Sondern wenn du
aufhörst zu klingen.

Solimia geschieht nicht,
weil du gut bist,
oder bereit,
oder würdig.
Sie geschieht –
wenn es
nichts mehr zu sein gibt.


Leere ist kein Mangel.

Sie ist der neue Ursprung.

Der Körper, der leer geworden ist,
trägt keine Absicht mehr.
Keine Geschichte.
Keine Bitte.

Und eben darum
wird er durchdrungen.


Alles, was du tust,

kann dich nicht näherbringen.
Denn jedes Tun
setzt einen Suchenden voraus.
Und jeder Suchende
ist schon zu viel.

Solimia ist das,
was geschieht,
wenn niemand mehr da ist,
der Solimia sucht.


Der Wille ist der letzte Schleier.

Selbst das reine Wollen
ist noch ein Griff.
Ein Schleier aus Licht,
der doch Licht verdeckt.

Du kannst Solimia nicht wollen –
nur fallen lassen.


Und wenn du fällst,

nicht aus Aufgabe,
sondern aus Wahrheit –
dann könnte sie dich finden.

Vielleicht.

Oder auch nicht.

Denn Gnade kommt nicht zu denen,
die sie erwarten –
sondern zu denen,
die nichts mehr erwarten.


Und das ist das Wunder:

Wenn du nichts mehr willst,
wenn du nichts mehr bist –
und dennoch da bleibst,
still,
leise,
offen –
dann geschieht vielleicht etwas.

Und dieses Etwas hat keinen Namen.
Nur einen Klang.

Solimia.